„100 JAHRE WEIMARER REPUBLIK – 80 JAHRE REICHSPOGROMNACHT“ VORTRAGSABEND DER POLIZEIINSPEKTION HAMELN-PYRMONT/HOLZMINDEN ZUR ROLLE DER POLIZEI IN DEMOKRATIE UND DIKTATUR

Am 7. November 2018 fand im Rahmen des Gedenkens zur 80. Wiederkehr der Reichspogromnacht im Hamelner Münster eine recht gut besuchte Veranstaltung zur Geschichte der Polizei in der Weimarer Republik und ihre Verstrickung in die NS-Diktatur statt: „100 Jahre Weimarer Republik – 80 Jahre Reichspogromnacht. Die Rolle der Polizei in Demokratie und Diktatur“ – Referenten des Abends waren der Polizeihistoriker Dr. Dirk Götting, der die historische Entwicklung auf Reichsebene nachzeichnete  und Bernhard Gelderblom, der den Weg der Polizei für den Bereich Hamelns beschrieb. In seinen von zeitgenössischen Bildern begleiteten Ausführungen hob der Vertreter der Polizeiakademie hervor, dass die Polizei nach 1918 strukturell und  äußerlich (neue Uniform mit Tschako) einer drastischen Modernisierung unterworfen wurde – geleitet nicht zuletzt von demokratisch orientierten Vorgesetzten und Politikern. Diese Entwicklung änderte sich allerdings bereits gegen Ende der Weimarer Republik mit dem Erstarken der politischen Rechten, die großen Wert auf die Besetzung der Innenressorts der Länder mit ihren Vertretern legte, um den Zugriff auf die bewaffnete Polizeigewalt im Lande zu haben. Besonders deutlich wurde dies im Zuge des sog. „Preußenschlages“ von 1932, als der geschäftsführende sozialdemokratische Ministerpräsident Braun durch den deutschnational orientierten Reichskanzler v. Papen gestürzt wurde. Mit der Übernahme des preußischen Ministerpräsidentenamtes durch den Nationalsozialisten Hermann Göring 1933 gelangte die Polizei des größten Landes unter die direkte NS-Kontrolle und entwickelte sich mehr und mehr zum Helfer des Systems: Die Schlägertrupps der SA wurden zu Hilfspolizisten ernannt und taten das ihrige, um die Diktatur zu stabilisieren. Im weiteren Verlauf verstrickte sich die Polizei mehr und mehr in die Greueltaten des NS-Systems und trat schließlich auch als Organisator bei den Deportationen und in den Vernichtungslagern auf.

Ein ähnliches Bild ergab sich lt. Gelderblom auch für den Bereich Hamelns, wo sich aus einer 1918 noch recht spärlich besetzten Polizeistation nach 1933 gleichfalls ein „schlagkräftiger“ Unterdrückungsapparat entwickelte. Auch hier wurden vermeintliche Systemgegner in den Tod getrieben bzw. mutmaßlich ermordet.

Deutlich wurde insbesondere, dass sich die Polizei ihrer Verantwortung für vergangenes Unrecht bewusst ist, sich dazu auch bekennt und den Nachwuchs in diesem Sinne schult.

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